Es ist ein Thema, das viele Frauen von der Arbeit oder aus anderen Gruppenzusammenhängen kennen:
Da ist diese eine Kollegin, die immer im Mittelpunkt stehen will, und vor deren Angriffen man sich nie sicher fühlen kann.
Wie soll man sich ihr gegenüber verhalten?
Hier ist der Erfahrungsbericht der Bloggerin Mess Guess. Sie hat sich Gedanken darüber gemacht, wie sie mit dieser Situation erwachsen umgehen will:
Als mich die Kollegin mit einem Fußabtreter verwechselte
„Vor nicht allzu langer Zeit wurde ich auf der Arbeit von einer Arbeitskollegin angerufen, die mich genervt darauf hinwies, dass die Information, die ich ihr geliefert habe, falsch sei. Mit einem grantigen Ton sagte sie mir, dass sowas nicht geht. Als ich erklären wollte, dass die Information sich aufgrund dringender Umstände geändert hat, ließ sie mich gar nicht zu Wort kommen. Sie unterbrach mich und regte sich darüber auf, was sie nun für zusätzliche Arbeit hat, und worum sie sich sonst noch alles kümmern muss. Sie legte auf, ohne mein „Tschüss“ abzuwarten.
Und da saß ich nun mit offenen Mund und fragte mich, was da gerade passiert war. Vor allem hatte ich Wut im Bauch, da ich nichts für die Änderung konnte und andererseits ihr das auch nicht erklären durfte. Ich war einfach der Fußabtreter für sie gewesen. Ein Ventil, damit sie ihren Ärger rauslassen konnte.
Ich machte mir lange Gedanken, was ich falsch gemacht habe, und warum sie mich so hasste, denn das war nicht die erste und sicherlich auch noch nicht die letzte Situation, bei der sie sich mir gegenüber so verhielt. Aus Wut wurde Enttäuschung, da ich es nicht verstehen kann, warum wir uns nicht gegenseitig unterstützen können. Als Team erreichen wir viel mehr.
Widerstand im Büro von verschiedenen Seiten
Im Büroalltag kann uns so einiges im Weg stehen, ob der Vorgesetzte, Arbeitskollegen (Männer wie Frauen) aber auch wir selber. Für mich ist es unverständlich, warum wir Frauen uns nicht gegenseitig unterstützen. Gerade in einer Branche, in der die Männer dominieren. Für mich ist es unglaublich wichtig, meinen Kollegen zu helfen und ich bekomme auch selber Unterstützung, wenn ich „schwimme“.

Erstmal einen Durchblick schaffen
Um auf das Verhalten der Kollegin reagieren zu können, wusste ich, dass ich es zunächst irgendwie verstehen muss. Die Möglichkeit, dass ich eventuell selber überempfindlich bin, habe ich dabei nicht aus den Augen gelassen. Natürlich kann jeder mal einen schlechten Tag haben. Mal. Also musste bei ihr mehr dahinter sein.
Ich hatte schon des Öfteren bemerkt, dass sie gerne im Mittelpunkt steht und sich wiederholt durch Aussagen wie „Ich habe soviel zu tun!“ selber zum Opfer macht. Was noch mehr Aufmerksamkeit bringt. Vielleicht bekommt sie im Privatleben zu wenig Aufmerksamkeit und will daher Anerkennung für Ihre Leistung.
Was bewegt die Kollegin wirklich?
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass sie – wie jeder – auch an sich selbst zweifelt. Vielleicht bekommt sie durch ihren Vorgesetzten bereits viel Druck und Kritik, sodass ihrer Meinung nach ihr keine Fehler unterlaufen dürfen. Sie hat sich keine Zeit zum Durchatmen genommen, sondern den Ballast einfach auf mich geschoben. Gerade unter Zeitdruck trifft man Entscheidungen, die manchmal eher emotional als durchdacht sind.
Ein weiterer Gedanken, der mir etwas unangenehm ist, ist dass sie mich einfach aufgrund meines Alters als Konkurrentin sieht. Sie ist ca. um die zwanzig Jahre älter als ich, kleidet sich sehr modern und sieht immer sehr gut aus. Ich bin die jüngste der Damen bei uns und komme, obwohl ich erst wenige Jahre im Unternehmen bin, sehr gut mit meinen Aufgaben zurecht und verstehe mich mit allen – ob Männer oder Frauen – sehr gut. Vielleicht gönnt sie mir diese positive Situation nicht, vielleicht auch, weil sie es um einiges schwerer hatte. Und es ist unausweichlich, dass sie irgendwann von einer jüngeren Kollegin ersetzt wird, wenn sie einmal das Unternehmen verlässt.

Lächeln und Winken – die beste Reaktion
Den wahren Grund hinter so einem Verhalten wird man wahrscheinlich nie rausfinden. Das heisst, man muss die Situation zunächst akzeptieren und lächeln. Gerade wenn man nicht für eine Aussprache bereit ist.
Ich versuche, dieses Verhalten noch zu ignorieren, da ich mir eine Aussprache aktuell nicht vorstellen kann und ich mir nicht sicher bin, ob ich das nicht zu engstirnig sehe. Die Männer keifen sich doch auch ständig an und gehen anschließend zusammen Mittag essen.
Auch Lästereien kommen auf keinen Fall in Frage, man weiss nie, wer im Unternehmen doch gut mit ihr gestellt ist. Was nicht heisst, dass man nicht im privaten Umfeld seine Gedanken laut aussprechen darf.
Eine Möglichkeit, um die Zusammenarbeit zu verbessern, wäre auch, seine Hilfe anzubieten oder auch mal ein Kompliment zu machen. Dadurch kann der „Angreiferin“ die Luft aus den Segeln genommen werden, sie fühlt sich geschmeichelt und vor allem verstanden. Auch wenn es schwer fällt, kann man dadurch, dass man einmal über seinen Schatten springt, eine Erleichterung für die weitere Zusammenarbeit erwirken.
Wichtig ist, dass man solche Aktionen nicht persönlich nimmt und versucht Verständnis aufzubringen. Durch Freundlichkeit lässt man sich nicht auf das angebotene Niveau herab.
Aber auch hierfür gibt es Grenzen und man muss sich nicht alles gefallen lassen.
Wenn Freundlichkeit nicht reicht
Für solche Situationen habe ich mir ein paar schlagfertige Sätze zusammengesucht, die ich allerdings nur mündlich und nicht schriftlich (nachweisbar) an die Frau bringe:
– Mensch, das Leben ist halt kein Ponyhof/Nonnenhockey
– Ich passe mich nur meiner Umgebung an
– Stimmt, daran wirst Du Dich gewöhnen müssen.
– Möchtest Du mich gleich erwürgen oder kann ich noch eben einen Tee trinken?
– Willst Du mich dazu zwingen? / Stehe ich hier vor einem Kriegsgericht?
– Danke, ich denke mal darüber nach.
– So so / Potzblitz / Ach was
Ein weiteres absolutes No Go, um mit solchen Situationen umzugehen, ist das Petzen beim Chef. Wir sind alle erwachsene Personen und sollten daher beweisen, dass wir mit solchen Situationen selber zurecht kommen. Was uns nicht umhaut, macht uns stärker! Und sollte es doch in die Richtung „Mobbing“ gehen, dann wäre die erste Anlaufstelle eher der Betriebsrat.
Die Queen Bee summt am Lautesten
Auf meiner Suche nach hilfreichen Tipps im Internet, bin ich dabei auf das Queen-Bee-Syndrom gestoßen. So wie die Bienenkönigin ihre Geschwister nach der Geburt tötet, um ihre hohe Position zu sichern, gibt es auch einige Frauen, die alles dafür tun, dass sie keine Konkurrentinnen haben. Männer werden dabei nicht als Konkurrenten gesehen, nur Frauen werden bewusst unten gehalten. Dadurch genießt man ein Alleinstellungsmerkmal und bekommt mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Einer der Gründe ist sicherlich, dass diese „Vorreiter“-Frauen es wirklich schwer hatten in Führungspositionen zu kommen, da das Bild der arbeitenden und erfolgreichen Karrierefrau lange undenkbar war. Wieso sollten es dann die anderen leichter haben?

Laut einer Studie der Columbia Business School ändert sich aber diese Einstellung immer mehr und die „Women support Women“-Denkweise hält immer mehr Einzug. Für mich ist dieser Punkt viel wichtiger als darum zu kämpfen, eine gesetzliche Regelung einzuführen, wie viel Prozent Frauen im Vorstand Mitglied sein sollten. Ein Wunsch von mir ist es, irgendwann mal eine Mentorin oder eine Gruppe von Frauen an meiner Seite zu haben, von denen ich lernen kann. Eine Gruppe, die sich unterstützt und gegenseitig pusht. So viele Selbstzweifel hindern uns daran, unser Zeil zu erreichen. Dabei kann man gemeinsam so viel mehr erreichen.“
Vielen Dank, Mess Guess, für die anschauliche Schilderung und Deine Lösungsideen!
Wir freuen uns, Dir mit unserem Coaching Programm zur Beruflichen Neuausrichtung genau so eine unterstützende Gruppe von Frauen bieten zu können. Es geht nichts über die Dynamik die entsteht, wenn Frauen zusammenhalten und sich gegenseitig pushen, ihre Träume zu verwirklichen!
Nachgedanken
Meine Klientinnen im Einzelcoaching haben relativ häufig mit dieser ‚Queen Bee‘-Thematik zu tun. Und wie Messguess schon sagt, ist der erste Schritt, zu verstehen, dass die besagte Kollegin sich letztendlich in einer schwachen Positon sieht und bis jetzt keine angemessenen, erwachsenen Strategien gefunden hat, um für Ihre Bedürfnisse nach Anerkennung, Sicherheit o.ä. zu sorgen.
Menschen, die andere von oben herab behandeln, fühlen sich meist innerlich sehr klein und putzen sich unbewusst selber herunter. Das ist keine Entschuldigung für unkollegiales Verhalten, aber Dir hilft diese Erkenntnis vielleicht, das Verhalten Deiner Kollegin nicht persönlich zu nehmen oder auch mal einen Schritt auf sie zu zu machen.
Was tun?
Ihr müsst keine Freundinnen werden, aber behandel sie ohne auf sie herabzuschauen/sie zu verurteilen und ohne den Kopf vor ihr einzuziehen, und ihr Respekt wird Dir auf lange Sicht sicher sein. Viel wichtiger noch: Du wirst Dich selber dafür schätzen.
In dem Du Dir treu bist, für Deine Bedürfnisse sorgst und einen guten Umgang mit allen KollegInnen pflegst, kannst Du der besagten Frau letztendlich ein Vorbild sein. Denn jeder sehnt sich danach, gut mit seinen Mitmenschen auszukommen. Und durch Dein eigenes Vorleben kannst Du vermutlich viel mehr erreichen, als Durch wohlgemeinte Ratschläge oder Vorwürfe.
Hast Du auch schon mal eine Kollegin, Freundin oder Bekannte gehabt, die dich vor solche Probleme gestellt hat? Was hat Dir geholfen, mit ihr auszukommen?
Oder steckst Du jetzt gerade in so einer Situation und weißt nicht weiter?
Schreibe uns gerne, was Dich zu diesem Thema bewegt!
Herzliche Grüße,
Katharina vom Kaleni-Team
Beitrag # 6 dieser Serie
Ich hatte auch schonmal mit so einer Kollegin zu tun. Ich war kurzzeitig an einem anderen Betriebsstandort und hatte dort eigentlich gar keine Berührungspunkte mit ihr. Bis eine gemeinsame Kollegin mich bat, während ihres Urlaubs die Post für sie abzuholen. Ich wusste wann die „Queen Bee“ aus ihrem Urlaub zurück ist und die Post wieder selbst abholen kann und zufällig wurde ich zeitgleich an meinen alten Standort zurückversetzt.
Kurze Zeit darauf hatte ich dann eine zickige E-Mail der Queen vorliegen, in der sie mir vorwarf, ihr nicht Bescheid gesagt zu haben, dass sie die Post nun wieder selber einsammeln muss. Da ich wusste, dass ich in absehbarer Zeit nichts mit ihr zu tun haben würde, habe ich einfach ein „Sorry“ zurückgeschrieben und darauf verzichtet, sie darauf hinzuweisen, dass
– ich ihr lediglich einen Gefallen getan habe, indem ich ihren Job während ihres Urlaubs übernommen habe
– ich automatisch davon ausgegangen bin, dass sie IHREN Job wieder aufnimmt, sobald sie aus dem Urlaub zurück ist
– man auch kurz zum Telefonhörer greifen kann, um die Situation zu klären, anstatt eine zickige Mail zu schreiben.
Ich bin wirklich froh, dass ich in meinem näheren Arbeitsumfeld nicht mit solchen Zicken zu tun habe!
JP