Falls Du ein Schulkind oder gleich mehrere zu Hause hast, stellen Dich die unerwarteten Corona-„Ferien“ vielleicht vor ähnliche Herausforderungen wie mich:
Ich habe drei Kinder im Alter von 11, 15 und 17 Jahren.
Als sich letzte Woche Corona-bedingt die Schließung der Schulen abzeichnete, freute ich mich zunächst für die Kinder. Zwei Wochen Ferien geschenkt zu bekommen ist wahrlich einmalig.
Doch dann kamen sie am Ende des letzten Schultags nach Hause und verkündeten mir, dass sie jede Menge Stoff zum arbeiten aufbekommen hatten und sich jeden Tag ein paar Stunden an ihre Aufgaben setzen sollten.
„Ohje“ dachte ich…
„Wie kann das klappen – wenn bisher schon die Hausaufgaben ein ewiges Streitthema sind? „
„Werde ich mich jetzt wochenlang mit den Kindern aufreiben, damit Sie Ihren Schulstoff erledigen?
Ich brauchte einen Plan.
Deshalb haben wir uns am Samstag zusammen gesetzt und besprochen, wie wir die nächsten Wochen gestalten wollen.
Die Kids sind seitdem an Board und ich freue mich jetzt aufrichtig auf die nächsten Tage.
Da ich mir vorstellen kann, dass Du vor ähnlichen Herausforderungen stehst, habe ich meine Erfahrung genommen, zusätzlich bei Homeschoolern und Experten recherchiert und Dir die besten Tips und Strategien zusammengestellt:
So hilfst Du Deinen Kindern beim selbstorganisierten Lernen, schonst dabei Deine Nerven und stärkst das Gemeinschaftsgefühl:
Ein bißchen Struktur tut gut!
Einige Dich mit Deinen Kindern, wieviele Tagen pro Woche und wieviele Stunden pro Tag gearbeitet wird.
Wollt Ihr beispielsweise 5 Tage die Woche jeweils 3-4 Stunden mit Schulaufgaben verbringen, oder 4 Tage die Woche und einen Tag gemeinsam frei machen?
Ihr seid frei, es zu gestalten wie es Euch passt.
Fertige ruhig einen schriftlichen Wochenplan für jedes Kind an. (Auch für kleinere Kinder, so fühlen sie sich nicht ausgeschlossen)
Beispiel
Montag:
09:00 Uhr Aufstehen und anziehen (Aus dem Schlafanzug rauszukommen versetzt Euch in die nötige Stimmung, um etwas anzugehen.)
09:15 Uhr Frühstücken
09:45 Uhr Abräumen, Tisch wischen und Schulsachen holen
10:00 Uhr Erster Lernblock (für jedes Kind das Thema festlegen, mit dem es sich beschäftigt, oder selbst bestimmen lassen)
11:30 Uhr – Pause –
11:45 Uhr Zweiter Lernblock
12:30 Uhr Gemeinsam das Mittagessen vorbereiten
13:00 Uhr Essen
– Nachmittag frei –
17:00 Uhr Dritter Lernblock
18:00 Uhr jeder erledigt eine Aufgabe im Haushalt
18:30 Uhr Abendessen
Gestaltet Euch den Plan so, dass er zu Euren Bedürfnissen und Aufgaben passt.
Und das Wichtigste: Bleib flexibel.
Du wirst mit der Zeit merken, was gut funktioniert und was nicht, und wieviel Zeit die unterschiedlichen Aufgaben benötigen.
Daher scheue Dich nicht, den Plan laufend anzupassen und halte nicht um jeden Preis an ihm fest.
Falls Du mehrere Kinder hast, die Hilfe oder Autausch bei Ihren Aufgaben benötigen, plane so, dass für jeden Zeit ist.
Überlegt außerdem gemeinsam, wo die Kinder sich gegenseitig helfen und unterstützen können.
Frage Dich und Dein Kind wie es am liebsten lernt
- Durch zuhören? – Ideen: Gelesenes laut wiederholen, CD’s ausleihen, Podcasts oder Videos anhören, Lernstoff aufnehmen und dem Kind vorspielen, Sachverhalte erklären, Vorlesen und das Gehörte vom Kind zusammenfassen lassen.
- Durch Lesen oder bildliche Darstellung? – Ideen: Bücher oder Texte lesen, Videos und Turtorials ansehen, etwas vormachen, aufmalen (lassen)
- Indem es über das Thema spricht? – Ideen: Selber den Stoff verstehen und dann mit dem Kind durchsprechen, Online-Lerngruppe mit Freunden organisieren (via Skype, Zoom, Teamspeak o.ä.)
- Durch ausprobieren? – Ideen: Den Lerninhalt praktisch anwenden, aktiv Experimente durchführen.
Konkrete Beispiele:
- Dein Kind liebt Bewegung? Frage Vokabeln ab, während es auf dem Trampolin springt oder Yogaübungen macht.
- Dein Kind backt gerne? Nutze diese Tätigkeit für Bruchrechenübungen beim Abwiegen oder als angenehme Tätigkeit während der Du das Einmaleins abfragst.
- Dein Kind ist groß im diskutiert? Sprecht über die Themen, mit denen es sich beschäftigen muss und überlegt gemeinsam, wo das Thema im echten Leben relevant ist – besprecht Eure Einstellung zum Thema und informiert Euch, was andere darüber sagen.
Grundsätzlich reicht es zum Lernen nicht, Wissen in sich aufzusaugen. Es ist auch nötig, das Wissen anzuwenden oder mit dem eigenen Alltag zu verknüpfen.
Nur so wird das Gelernte wirklich verstanden und verinnerlicht.
Der Hirnforscher Gerald Hüther sagt, dass Lernen Begeisterung braucht.
Dieser emotionale Zustand sei der Dünger, den unser Gehirn benötigt, um etwas Neues zu lernen.
Also wofür interessiert sich Dein Kind, was will es wissen, womit beschäftigt es sich gerne stundenlang?
Wenn Du darauf Antworten hast, kannst Du überlegen, wie sich das aktuelle Lernthema damit verknüpfen lässt.
Vielleicht entdeckt ihr dabei sogar einegemeinsame Leidenschaft für ein Thema oder eine Aktivität.
Es könnte auch passieren, dass Ihr Ideen für zukünftige Ausflüge oder gemeinsame Urlaube bekommt, die mit diesem Interesse zu tun haben und Euch begeistern.
Dich selber berücksichtigen
Eine starke Inspiration kannst Du Deinem Kind sein, indem Du ebenfalls zur Lernenden wirst.
Wenn Du Lust hast nutze die Lernzeit Deines Kindes, um Dich selber fortzubilden oder an einem Projekt zu arbeiten, welches Dich interessiert.
Was wolltest Du schon immer mal lernen, ausprobieren oder besser darin werden?
Wofür begeisterst Du Dich?
Falls Du das nicht beantworten kann, nutze doch die Lernzeit, um es herauszufinden – nicht nur durch Recherche, sondern auch durch Ausprobieren.
Und falls Du Arbeit zu erledigen hast – arbeite neben Deinen Kindern, oder einfach zur selben Zeit nur in einem anderen Zimmer. So entsteht eine gemeinschaftliche Arbeitsatmosphäre.
Bedenke jedoch bei allem:
Selbstaufopferung ist nicht das Selbe wie helfen!
Achte darauf, dass es nicht nur Deinen Kindern gut geht, sondern auch Dir selbst.
Nimm Deine eigenen Bedürfnisse ernst und vermittel sie klar und deutlich.
„Du bist die wichtigste Ressource, die Deine Kinder haben“
Amy Silver, in ihrem Buch ‚Guerilla Learning‘
Du brauchst z.B. Zeit für Dich? Sage Deinem Kind klar an, dass es sich für eine bestimmte Zeit selbständig beschäftigen soll und Du danach wieder ansprechbar bist.
Für andere da sein
Falls Dein Kind gesund ist, und ihr in der Familie keine besonders gefährdeten Personen habt, kannst Du ihm vorschlagen, alleine oder gemeinsam mit Dir etwas für andere zu tun:
– Einkaufen für ältere Menschen in der Nachbarschaft zum Beispiel.
– Jugendliche können außerdem bei den Tafeln aushelfen, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen.
Dort arbeiten vor allem ältere Ehrenamtliche, die derzeit besser zu Hause bleiben sollten. Deshalb sind junge Menschen aufgerufen, sie zeitweise zu ersetzen.
– Und falls Du einen Jugendlichen hast, der im Supermarkt aushilft – lass ihn nach Möglichkeit weiter arbeiten.
Es fallen bereits viele Angestellte aus – wegen Krankheit oder weil sie Angst haben, sich anzustecken.
Doch wir alle sind darauf angewiesen, weiterhin Lebensmittel kaufen zu können.
– Online-Nachhilfe für Freunde oder jüngere Schüler kann eine weitere Alternative sein, um anderen zu helfen.
– Kleinere Kinder können Oma und Opa Bilder malen, Briefe schreiben o.ä.
Einen Beitrag zu leisten ist nicht nur aus gesellschaftlicher Sicht wichtig.
Auch Deinem Kind tut es gut, für Andere da sein zu können.
Es steigert sein Selbstvertrauen und hebt seine Stimmung – und davon profitiert die ganze Familie.
Jeder
Mensch hat das natürliche Bedürfnis, etwas Sinnvolles zu tun und zum
Wohle Anderer beizutragen, junge Menschen bilden da keine Ausnahme.
Schlußgedanke
Gib Dir die Erlaubnis, nicht perfekt zu sein und lache auch immer mal wieder über Dich selbst.
Das nimmt ganz viel Druck raus.
Es ist eine außergewöhnliche Zeit und wir alle sind am improvisieren.
Wenn wir dabei bei guter Laune und Gesundheit bleiben ist schon viel erreicht.
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Beschäftigen Dich weitere Fragen im Zusammenhang mit Corona? Vielleicht auch in Bezug auf Deinen Job oder Deine beruflichen Veränderungswünsche? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.
Herzlich,
Katharina Mathea
Inhaberin & Gründerin von Kaleni – Dein Weg mit Herz