Man geht davon aus, dass 15-20 Prozent der Menschen hochsensibel sind. Bei den folgenden vier Merkmalen spricht man von Hochsensibilität:
1. Sinnessensibilität
2. Emotionale Intensität und hohe Empathie
3. Leichte Übererregbarkeit
4. Verarbeitungstiefe und vernetztes Denken
Da hochsensible Menschen vor allem auf sensorischer Ebene schnell erschöpfen, gilt es zu schauen was es für Möglichkeiten gibt den Arbeitsplatz entsprechend anzupassen. Hierbei spielen Geräusche, Gerüche, Lichtverhältnisse, Temperatur, Sitzplatz und die Gestaltung des Büros eine wichtige Rolle.
Was du als hochsensibler Mensch tun kannst, um am Arbeitsplatz gut für dich zu sorgen.
1. Einstimmung auf den Tag:

Der Start in den Tag ist für alle Menschen wichtig. Nimm dir nach dem Aufwachen unbedingt einen Moment Zeit um dich auf den neuen, jungen Tag einzustimmen.
Was wünscht du dir für heute? Wie fühlt sich dein Körper gerade an?
Genieße einen Augenblick ganz bei dir zu sein. Durchwandere deinen Körper mit deiner Aufmerksamkeit und begrüße ihn in diesem neuen, geschenkten Tag. Vielleicht sagt er dir was er sich heute von dir wünscht.
Wie startest du heute in den Tag? Was nimmst du als Ressource mit? Welche Qualität wählst du dir für heute?
2. Arbeitsbedingungen prüfen:
Finde heraus unter welchen Bedingungen du gut und effizient arbeiten kannst. Falls du in einem Großraum Büro arbeitest und es unangenehm ist, kannst du die Führungsebene bitten, dir einen Einzelarbeitsplatz einzurichten.
Nutze dafür deine Hochsensibilität nicht als Ausrede, sondern beschreibe sachlich was du brauchst, um deine Kompetenzen voll zum Einsatz zu bringen.
Bsp: „Um konzentriert und effektiv für sie zu arbeiten, bräuchte ich einen ruhigeren Arbeitsplatz“ oder „Ich bin durch Geräusche und Gespräche schnell abgelenkt. Um meine Möglichkeiten vollsten für das Unternehmen zu entfalten, brauche ich einen ruhigen Arbeitsplatz.“

Eine weitere Möglichkeit ist es, zeitweise Noise-Reduction-Kopfhörer zu tragen. Das ist durchaus verbreitet in Büros und hilft dir, dich auf deine Arbeit zu fokussieren. Wenn es dir gut tut, kannst du darüber beim Arbeiten deine Lieblingsmusik hören, ohne dass es dich von der Arbeit abhält.
Ganz wichtig hierbei ist dein bewusster Glaube daran, dass Veränderungen möglich sind. Dein Chef profitiert davon, wenn es dir an deinem Arbeitsplatz gut geht. Finde heraus was er von dir erwartet, dann hast du eine klarere Verhandlungsposition.
Falls es möglich ist, prüfe ob dein Schreibtisch gut steht und wohin dein Blick geht. Der Blick aus dem Fenster kann eine gute Möglichkeit sein, um dich gedanklich kurz „wegzubeamen“. Meist sind es Kleinigkeiten die dazu führen, dass du dich wohler fühlst. Auch ein Schreibtischtausch mit einer Kollegin/einem Kollegen ist möglich.
3. Selbstfürsorge:
Sorge dafür, dass du dich an deinem Arbeitslatz wohl fühlst. Du kannst dir etwas auf deinen Schreibtisch stellen, was dich an deinen letzten Urlaub erinnert. Oder ein Bild/Kalender an die Wand hängen, auf das du schaust.
Es kann ein Gegenstand sein, der dich ab und an daran erinnert, was dir wichtig ist. Oft sind es kleine Dinge die schon zu einer Verbesserung beitragen. Der Tee den du gerne trinkst, die Kleidung oder die Schuhe in denen du dich wohl fühlst.

Du kannst dir gemütliche Arbeitsschuhe wählen und wenn du das Büro verlässt, wechselst du vorher die Schuhe. Damit kommst du schon mit einem Schritt in dein Privatleben zurück.
Pflanzen am Arbeitsplatz sind nicht nur ein schöner Hingucker sondern auch ein wichtiger Sauerstofflieferant.
Hinweis: Es ist durchaus ratsam, zuhause die Kleidung zu wechseln, um somit bewusst in eine andere Stimmung zu kommen.
Wenn du schnell nervös bist, kann dir ein Fidget Cube zur Beruhigung dienen. Dies ist ein multifunktionales Spielzeug für Kinder und Erwachsene, das dem Stressabbau dient. Es ist klein und passt in jede Hosen- oder Jackentasche. Ich habe davon viel Gutes gehört.
Durchaus hilfreich ist es, wenn du genau weißt was dich stresst. Wenn du das weißt, gibt es Möglichkeiten etwas zu verändern.
4. Hochsensibilität am Arbeitsplatz mit Achtsamkeit begegnen:
Mache viele kleine Pausen zwischendurch. Das kann ein Gang zur Toilette sein (dem kleinsten Rückzugsort der Welt), ein achtsamer Gang über den Flur, oder der Gang zum Kaffeeautomaten.
Kleine Bewegungseinheiten auf dem Bürostuhl können dich wieder mehr mit deinem Körperbewusstsein verbinden. Strecke und räkel dich zwischendurch gerne mal und schüttele den ganzen Körper durch wenn es gerade passt.
Kaltes Wasser über den Puls fließen zu lassen erfrischt Geist und Körper.

Dein Körper ist deine wichtigste Ressource. Er spricht zu dir und zeigt dir durch Anspannungen oder Schmerzen wo es drückt und was er braucht.
Falls du rausgehen kannst, tue dies, um frische Luft ein- und auszuatmen. Lasse deinen Blick in die Weite schweifen, entspanne deine Augen. Achte dabei auf deine Atmung und tue dies ganz bewusst.
Finde heraus was dir gut tut und tue dies möglichst häufig.
Achte auf deine Gedanken, sie entsprechen nicht immer der Wahrheit. Dein Mind ist ein starkes Instrument und nimmt dich häufig in Beschlag. Überprüfe deine Gedanken und deine Erwartungen. Gegebenenfalls schreibe es dir auf, dann kannst du es für den Moment loslassen.
Erinnere dich an deinen Start in den Morgen und wofür du aufgestanden bist. Das kann dir dabei helfen, dich wieder darauf auszurichten.
5. Mittagspause als Kraftquelle:
Verbringe deine Mittagspause ruhig mal alleine. Das kannst du auch mit den Kollegen kommunizieren, mit denen du sonst immer zum Mittagessen gehst.
Finde heraus was dir gut tut und achte deine Bedürfnisse. Dann kannst du es anderen gegenüber klar kommunizieren.
Wenn du ein eigenes Büro hast, kannst du die Tür schließen und sogar einen kleinen Power Nap machen. Auch eine Yogamatte im Büro ist wertvoll, denn darauf kannst du dich lang ausstrecken und somit entspannen.
Esse was dir gut tut.
6. Selbstempathie – Male dir deinen Feierabend aus:
Male dir gedanklich und bildlich deinen Feierabend aus. Worauf freust du dich? Was wirst du als erstes tun? Was wirst du essen/trinken? Wie könnte dein Abend so richtig schön ausklingen?
Triff eine Verabredung mit dir und erfülle dir deine Feierabendwünsche.

7. Übe dich in klarer, bedürfnisorientierter Kommunikation:
So kannst du lernen, dich leichter abzugrenzen und ausdrücken was dir wichtig ist. Bleibe dabei ganz bei dir. Das ist im Umgang mit Kollegen sehr hilfreich.
Nimm Abstand von dem Gedanken, dass dich jeder mögen und verstehen sollte. Mache dir klar, dass dies nicht in deiner Hand liegt und das es vor allem darum geht, dass es dir gut geht.
Harmonie ist ein Zustand der im Zusammensein mit vielen Menschen schwer erreichbar ist.
Sei dir selbst wichtig. Ein NEIN zu anderen ist immer ein JA zu dir selbst und bedarf keiner weiteren Begründung.
Fazit:
Hochsensibilität am Arbeitsplatz ist eine Einladung, gut für Dich zu sorgen.
Lerne dich als hochsensibler Mensch richtig gut kennen und achte dich als der Mensch der du bist. Einzigartig und wundervoll, wie jeder andere Mensch auch.
Dieser Gastartikel wurde für Dich geschrieben von:
Alexandra Thoese
Mentoring für Hochsensible
Falls Du Fragen an Alexandra hast, schreib sie gerne in den Kommentaren!
Beitrag #4 dieser Serie