Am Tag meiner Hochzeit stehen mein Mann und ich während unserer freien Trauung im Garten eines Bauernhofes. Im Kreis um uns versammelt sind unser beider Familien und Freunde. Wir haben gerade alle gemeinsam getanzt und gehen nun zum förmlicheren Teil der Zeremonie über.
Ich lese meinem Mann mit zitternder Stimme mein selbst verfasstes Eheversprechen vor. Viele Gedanken habe ich mir im Vorfeld darüber gemacht, wie ich der Bedeutung dieses Momentes mit Worten gerecht werden kann.
Ich sehe, dass mein Mann sichtlich gerührt ist von meinem Versprechen. Nun hebt er selbstbewusst an zu seinem eigenen Vortrag. Ich bin erleichtert und gleichzeitig aufgeregt was jetzt wohl kommt. Mein Romantikbarometer wittert Rekordhöhen.
„Liebe Katharina…ich bin Dir dankbar dafür, dass Du mir immer die Freiheit lässt, meinen Hobbies nachzugehen!“
Äh, was???
Das ist es, was er an mir, an unserer Beziehung am meisten schätzt?! Ich habe große romantische Worte erwartet und nun bin ich irritiert von dieser banalen Aussage. Sie erscheint mir fast lächerlich für einen Moment wie diesen.
Er hat im Anschluss sicherlich noch andere schöne Dinge gesagt, doch das ist alles, was bei mir hängen geblieben ist.
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Heute, 10 Jahre später, sehe ich seine Worte in einem anderen Licht.
Es ist ein Segen für die Beziehung, wenn beide Partner in ihr Leben verliebt sind. Wenn sie ihre Bedürfnisse, Wünsche und Werte ernst nehmen und erfüllen. Wenn beide sich entfalten können wie sie wollen und sich gegenseitig dabei unterstützen.

Wenn wir ehrlich sind, ist das in vielen Partnerschaften – egal ob hetero oder gleichgeschlechtlich – weit entfernt von der Realität.
Gerade wenn Kinder im Spiel sind, fühlt sich oft einer der beiden Partner mehr verantwortlich für Haushalt und Kinder als der andere und tendiert dazu, sich selbst darüber aus den Augen zu verlieren. In klassischen Familien ist das häufig die Mutter (beileibe nicht immer).
Wenn man sich mit anderen Müttern unterhält, hört man schon mal Sätze wie:
- „Mein Mann geht dreimal die Woche zum Sport. Wenn ich deswegen was sage kriege ich von ihm zu hören, ich könne doch auch mal was für mich machen. Da kann ich nur lachen – wer kümmert sich dann um alles?“
- „Neulich hat er mich gefragt, ob ich denn meinen Büro-freien Tag genossen hätte. Ich habe nur bitter gelacht und ihm gesagt, dass ich liebend gerne auf die Arbeit fahre, um mich mal 4 Stunden von Kind und Haushalt zu erholen.“
Sich um andere zu kümmern gibt ein gutes Gefühl und lenkt hervorragend ab von der inneren Leere, die entsteht, sobald wir auf uns selbst zurückgeworfen sind. Dann geraten wir nämlich ins Grübeln:
„Ist das wirklich alles? Ist dieses Leben echt das, was ich will?
Warum ist mein Mann so zufrieden mit allem und ich bin es nicht?
Früher war das Leben noch aufregend und vielversprechend, ich hatte Träume und Flausen im Kopf. Jetzt ist jeder Tag der selbe und die Zeit rast dahin.
Ich habe keine Lust mehr auf das alles.
Wieso liebt er mich eigentlich? Ich bin immer so unzufrieden und nörglerisch. Er hält es bestimmt nicht mehr lange mit mir aus…“
Wie kannst Du Deine Beziehung durch Selbstverwirklichung verbessern?
Nimm Dich selber ernst!
- Höre auf Deine Bedürfnisse und stehe für sie ein. Nervt es Dich zum Beispiel, dass Dein Partner Hobbies hat, auf die er sich freut, Freunde, mit denen er sich gerne trifft, oder einen Job, den er liebt? Frage Dich ehrlich, ob das Dinge sind, die Du in Deinem eigenen Leben vermisst. Falls ja, mache es zu Deiner Aufgabe, sie in Dein Leben zu holen.
- Nimm Dir das Recht heraus, Spass am Leben haben zu wollen.
- Werde Dir Deiner ‚Mental Load‚ bewusst. Damit sind die tausend Dinge gemeint, die im Blick behalten und bedacht werden müssen, um eine Familie am Laufen zu halten: Wann die Kinder neue Schuhe brauchen, Arzttermine, wie oft gewaschen werden muss, damit immer Unterhosen im Schrank sind, der nächste Elternabend, Geburtstage in der Verwandschaft und im Freundeskreis, was eingekauft werden soll, etc.pp. Sprich mit deinem Partner darüber und teilt die mentale Last gerecht auf (oder so, wie es für Euch beide passt). Falls er sich sträubt, weil er das ungewohnt findet, mach ihm klar, dass es Dir ernst ist und eine Lösung her muss.
- Verabschiede Dich vom Perfektionismus. Was ist Dir gerade wirklich wichtig? Was brauchst Du, damit es Dir gut geht? Nimm dafür ruhig mal ein unaufgeräumtes Zuhause in Kauf oder andere unangenehme, aber nicht wirklich schädliche Folgen.
- Teilt die Hausarbeit auf! Ja ich weiß wir haben das Jahr 2020 und für viele ist Emanzipation kein heißes Thema mehr. Aber frage Dich mal ganz ehrlich, ob es bei Dir zu Hause wirklich emanzipiert zugeht, oder ob auf Deiner Stirn scheinbar doch ein unsichtbares ‚Putze‘ oder ‚Bedienung‘ geschrieben zu stehen scheint. Deine Kinder sind eigentlich schon groß genug , mehr mit anzupacken? Dann bestehe drauf. Dein Mann hält es für eine Heldentat, wenn er den Müll rausbringt? Fordere mehr von ihm. Wenn Du keine Lust hast, jeden Tag mehrmals zu kochen, mach das Deiner Familie klar. Du bist nicht die Einzige, die zwei Hände und ein Gehirn hat, um damit etwas zu Essen zuzubereiten. Bleibe cool, wenn sich die Anderen zu Beginn ungeschickt anstellen, oder sich mal niemand findet, der das Kochen (oder worauf Du sonst keine Lust mehr hast) zu übernehmen. Nimm Dich ernst und steh dazu. Nutze Deine gewonnene Zeit wofür Du möchtest. Es muss nichts ’sinnvolles‘ sein, es darf auch einfach schön sein und Spaß machen 😉 Deine Beziehung durch Selbstverwirklichung verbessern zu wollen nützt der gesamten Familie: Sie alle können sich in Zukunft mit Dir über Deine bessere Laune freuen.
Kommuniziere mit Deinem Partner auf Augenhöhe
- Sarkastische Sprüche, Vorwürfe oder Nörgeleien sind ein Zeichen dafür, dass Du Dich hilflos fühlst und insgeheim hoffst, Dein Partner würde Dir Deine Wünsche von den Augen ablesen und dafür sorgen, dass es Dir besser geht. Doch Du bist eine erwachsene Frau und überhaupt nicht hilflos. Sag direkt, was Du brauchst und was Du Dir wünscht und überlege auch immer, welche Möglichkeiten Du selber hast, um für diese Bedürfnisse zu sorgen.
- Sei ehrlich, wenn Dich etwas überfordert oder stresst. Suche gemeinsam mit Deinem Partner nach neuen Wegen. Dabei kann es sich z.B. um die Verteilung der Aufgaben im Haushalt handeln, oder darum, wie Du regelmäßig Zeit für Dich selber freischaufeln kannst.
- Vertraue Deinem Partner und Deinen Kindern. Sie haben ihre ganz eigene Beziehung zueinander und die kann nur wachsen und gedeihen, wenn sie Raum bekommt. Deine Kinder und Dein Partner (in seiner Elternrolle) können nur wachsen und Selbständigkeit an den Tag legen, wenn sie Herausforderungen meistern und auch mal alleine klar kommen müssen. Nimm ihnen nicht alles ab, sonst untergräbst Du ihr Selbstvertrauen und schürst übertriebene Erwartungen an Dich.
- Nimm Dir die Zeit, mit Deinem Partner über Deine und seine Wünsche und Träume zu sprechen. Nicht zwischen Tür und Angel, und auch nicht, während die Kinder im Hintergrund toben. Ihr habt einander geheiratet, weil ihr Euch als Persönlichkeiten schätzt (hoffentlich nicht nur aus Steuergründen 😉). Zeigt echtes Interesse aneinander und schenkt auch den Anteilen von Euch Aufmerksamkeit, die nichts mit Kind, Familie und Haushalt zu tun haben. Ihr seid beide so viel mehr als das. Es tut gut, das wieder wahrzunehmen. Teile Deinem Partner mit, dass Du Eure Beziehung durch Selbstverwirklichung verbessern möchtest. Macht Euch bewusst, dass Eure Partnerschaft der sichere Hafen ist, von dem aus jeder von Euch Dinge wagen kann, die zur persönlichen Erfüllung beitragen.
Gib Dir selber die Erlaubnis zur Selbstentfaltung! Dann kannst Du auch Deinen Partner aus vollem Herzen bei seiner unterstützen.
Freu Dich auf das Knistern und Kribbeln im Bauch, wenn ihr Euch als selbstverantwortliche Partner begegnet, die beide Wert auf ein erfülltes Leben legen. So bleibt es spannend zwischen Euch, und Eure Beziehung wird für zum Nährboden, auf dem ihr wachsen und aufblühen könnt.
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