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Selbständigkeit als Physiotherapeutin

Als Physiotherapeutin in die Selbständigkeit

2. Teil der Reihe: Arbeitsalltag extrem – wie ich ihn bewältige

Physiotherapeutin Kathrin Heeren aus Bremen berichtet von Ihren Erfahrungen mit der Selbständigkeit.
Du liest heute ein Interview mit Kathrin Heeren

Kathrin, was machst Du beruflich?

Seit 2009 bin ich als Physiotherapeutin tätig und habe mich letzten Herbst für die Selbstständigkeit entschieden. 

Im April diesen Jahres habe ich meine eigene Praxis eröffnet.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?

Morgens komme ich in die Praxis und mache mir erst mal einen Kaffee- ganz wichtig. 😉

Dann suche ich die Karteikarten der Patienten für den Tag aus und kümmere mich um die Briefe, welche als Selbstständige scheinbar täglich kommen. Die Organisation und der Papierkrieg sind schon enorm.

Dann behandele ich alle Patienten bis zum Mittag und kümmere mich um die nächsten Punkte der zu organisierenden Dinge im Alltag.

In der restlichen Mittagspause ruhe ich mich aus und schlafe meist, um für den Nachmittag wieder fit zu sein. Es werden die Patienten vom Nachmittag behandelt und mein Tag endet meist um 19 Uhr.

Was ist an Deinem Alltag als selbständige Physiotherapeutin anstrengend oder belastend?

Als Selbstständige ist es eine Herausforderung den gesamten Alltag zu koordinieren, welcher aus Organisation des täglichen Praxisalltags, Einarbeiten der Mitarbeiter und der wiederkehrende Kampf mit den Behörden besteht.

Außerdem muss man als Physiotherapeut/in ein gefestigtes Wesen mitbringen, da man mit sehr vielen persönlichen Problemen konfrontiert wird, welche die Patienten einem anvertrauen.

Was machst Du, um bei diesem Alltag gut drauf und bei Kräften zu bleiben? Was erfüllt dich mit Freude?

Die Arbeit mit den Patienten gibt mir sehr viel Kraft. Es ist ein gutes Gefühl den Menschen helfen zu können und die Dankbarkeit jeden Tag dafür zu erleben.

Viele Patienten kenne ich seit Jahren und ich erlebe die Entwicklung v.a. der chronisch Erkrankten mit. Diesen Menschen eine Linderung ihrer Symptome zu Ermöglichen sind die positiven Ereignisse in meinem Alltag.

Wie ich bereits erwähnte schlafe ich Mittags gerne etwas- der Mittagsschlaf wird zur Regeneration oft unterschätzt 😉

In der Freizeit male ich gerne und beim Joggen kann ich auch sehr gut die Alltagsprobleme abschütteln.Wenn es mich wieder zum Wasser zieht, liebe ich das Kajakfahren in meinem Kanuverein.

Bei meiner ersten und längsten Arbeitsstelle hing im Gemeinschaftsraum ein kleines Plakat auf dem stand:

“Arbeite mit dem ganzen Herzen und du wirst sehen, es gibt so wenig Konkurrenz.“

Daran habe ich mich immer gehalten.

Wie tankst Du Energie auf und wie oft?

Ich versuche den täglichen Mittagsschlaf einzuhalten, 3 mal wöchentlich zu joggen und am Wochenende nichts vorzunehmen und zu schauen was das Wochenende bringt..

Wie schaffst Du es in schwierigeren Zeiten, nicht den Mut zu verlieren?

Nicht den Mut verlieren… Schwer zu sagen. Ich habe in dieser Zeit der Existenzgründung schon oft mal den Mut verloren und mir gesagt ich schließe die Praxis ab und verkrieche mich in eine Ecke!

Gerade für uns Frauen gibt es auch jetzt noch täglich so viele Vorurteile und Klischees zu bekämpfen. Aber am nächsten Tag war für mich immer klar die Tränen abzuwischen, sich aufzurappeln und weiter zu machen.

Dabei dachte ich immer daran, wie es wäre zurück in das Angestellten Verhältnis zu gehen und jedes Mal kam ich zu dem Schluss: Es ist jeder einzelne Tag es wert für die Selbstständigkeit – meinen Traum – weiter zu machen.

Eines meiner Lieblingszitate ist:

.„Es geht nicht darum wie gut du austeilen, sondern wie viel du einstecken kannst. Einzustecken und trotzdem immer wieder aufzustehen und  weiter zu machen.  Denn nur so gewinnt man am Ende“

Was war ein besonders schönes Erlebnis dort?

Da gibt es einige…

Ich hatte mal eine Patientin, die mit einer Diagnose der Entzündung  des Sehnenansatzes in der Schulter kam. Sie hatte kurz vorher eine Reha deswegen beendet und landete so zu sagen als letzte Behandlungsmöglichkeit vor einer OP bei mir.

Die Reha hatte nichts gebracht, weil die Patientin in diesem Bereich nicht mal angefasst werden wollte. Also wurde 5 Wochen  so zu sagen „am Thema vorbei gearbeitet“.

Sie landete also bei mir, und als Erstes habe ich die Rotatorenmanschette in der Beweglichkeit durchgetestet. Sie wollte mich nicht an ihre Schulter lassen, aber als ich ihr sagte, dass ich sonst auch am Thema vorbei Arbeiten würde ließ sie es zu.

Die Entzündung des Sehnenansatzes war gewaltig. Ich erklärte ihr, dass nur noch eine Friktionsbehandlung der Sehne helfen würde, d.h. ich setze einen Reiz an der chronisch entzündeten Sehne, um es in den akuten Zustand zurück zu holen. Durch regelmäßige Wiederholung kann der Körper dadurch diese Entzündung zur Ausheilung bringen.

Wir arbeiteten über 3 Rezepte( 18 Behandlungen) an diesem Problem und haben sie dadurch, nach 2 ½ Jahren Dauerschmerz, endlich heilen können.

Sie kam noch ein paar Mal wegen klassischer Rückenschmerzen, aber die Schulterschmerzen kamen nicht wieder.

Das sind die Momente, für die wir Physiotherapeutinnen arbeiten.

Vielen Dank für das Interview Kathrin, und alles Gute für Deine neue Selbständigkeit als Physiotherapeutin!


Habt Ihr Fragen oder Kommentare? Teilt sie gerne mit uns!

Herzliche Grüße,

Euer Kaleni-Team: Lena, Katharina und Nina

Energie holen bei Frust im Job

Beitrag #5 dieser Serie

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